Audacity: Tutorial auf Deutsch mit den zehn besten Tipps für Einsteiger (2024)

Der quelloffene Audio-Editor "Audacity" besitzt eine zweckmäßige Oberfläche. Das Tool ist umfangreich ausgestattet und heimst daher häufig eine Empfehlung ein. Das Programm eignet sich für die Podcast-Erstellung ebenso wie zur Nachbearbeitung unterschiedlichster Sound-Inhalte. Ob es sich bei denen um Sequenzen handelt, die Sie mit Audacity neu erstellt oder aus dem Internet heruntergeladen haben, spielt keine Rolle. Es darf auch von sonstigen Programmen erzeugter Content sein. Die zahlreichen Effekte in dem Editor sind etwas verschachtelt – kein Wunder, bilden sie doch ein wichtiges Rückgrat und machen einen großen Teil des pompösen Funktionsumfangs aus.

Technische Besonderheiten: Die Anwendung konnte früher nicht im MP3-Format speichern, was Nutzer durch das

des LAME-Encoders behoben haben. Das ist derweil obsolet. Das Speichern von AUP3-Projektdateien, die Ihren Arbeitsfortschritt festhalten (aber nicht Ihre Audio-Inhalte selbst sind, ähnlich wie beim

mit dessen Format WLMP), gelingt nicht bei FAT(16)- und FAT32-formatierten Partitionen;

sollte es schon sein. MP3s encodieren Sie hingegen auf FAT16- und FAT32- sowie auf NTFS-Drives. Mit Audacity bereiten Sie Ihre Audiodateien so auf, dass sie sich etwa gut für Videoschnitt-Projekte im Movie Maker eignen. Die folgenden zehn Tipps erleichtern Ihnen den Einstieg ins Programm.

Schließen Sie für eine eigene Aufnahme per USB ein Mikrofon an Ihren Computer an; bei einem Notebook ist das meist nicht erforderlich, da hier in der Regel bereits eine Audioaufnahme-Einheit integriert ist. Starten Sie Audacity und klicken Sie oben in der Symbolleiste auf das rote kreisrunde Rec-/Recorder-Symbol. Beginnen Sie mit Ihrer Sprech- oder einer Gesangseinlage.

Per Leertaste beenden Sie die Aufnahme. Das gelingt alternativ durch das Ansteuern des quadratischen Stopp-Symbols; es ist bei einer laufenden Aufzeichnung nicht ausgegraut. Mittels (nochmaligem) Drücken der Leertaste (Space) spielen Sie den aufgezeichneten Inhalt ab. Betätigen Sie [Space] während der Wiedergabe, endet sie und beginnt beim abermaligen Verwenden der Hotkey-Taste ab dem Punkt, wo Sie zuvor mit der Maus einen Markierungsmarker gesetzt haben, von vorn.

Zu bearbeitende Audiodateien importieren Sie durch Ziehen (Drag & Drop) in Audacity. Möchten Sie einen Soundabschnitt entfernen, markieren Sie ihn mit gedrückter Maustaste. Drücken Sie die Leertaste, hören Sie sich nur diesen Teil an; dabei kommt es zu keiner Endloswiedergabe. Stellt sich beim Reinhören heraus, dass zu viel oder zu wenig von der unerwünschten Audiosequenz markiert ist, ziehen Sie das Markierungsrechteck mit der Maus neu auf. Dann hören Sie wieder rein. Ist das Unerwünschte präzise ausgewählt, drücken Sie die Entf-Taste, um es zu verbannen. Tipp: Bei langen Audiodateien fällt es oft schwer, beim Markieren präzise zu arbeiten. Es hilft, die Ansicht zu vergrößern: Zum Zoomen respektive Skalieren scrollen Sie bei gedrückter Strg-Taste nach oben. Indem Sie nach unten scrollen, normalisieren Sie die Darstellung wieder.

Falls Sie sich fragen, wo Sie Ihre Markierung ansetzen müssen: Unerwünschte Sequenzen finden Sie, indem Sie sich das gesamte geladene Audiostück anhören. Die Audacity-Visualisierung gibt grob Auskunft, an welcher Stelle welcher Inhalt wartet: Eine lange (nahezu) gerade Linie ohne Ausschläge nach oben und unten etwa enthält bei Gesprächen vermutlich Redepausen oder beinhaltet eine sehr leise Stimme. Übrigens lässt sich ein Audiopart nicht mit [Entf] löschen, wenn Sie ihn gerade wiedergeben; das Abspielen beenden Sie also gegebenenfalls zunächst per Leertaste oder aber Sie warten, bis die Wiedergabe an ihrem Ende angelangt ist.

Tipp: Führen Sie etwa ein Interview oder zeichnen Sie (egal, ob mit Audacity oder auf andere Weise) ein anderes Gespräch auf, notieren Sie sich am PC parallel dazu die Stellen, welche womöglich neuralgisch sind. Bei denen sollten Sie hinsichtlich einer Bearbeitung ansetzen: also etwa rausschneiden, mit Piepsen Inhalte übertönen, die Lautstärke ändern, Stille einfügen et cetera. Wer ungeschnittene Sounddateien etwa beim Joggen mit einem Mobilgerät vorab abhört, um sie danach am PC zu editieren, der kann zum Beispiel Screenshots von der aktuellen Wiedergabeposition mit dem Inhalt, der es wert ist, ihn anzupassen, unter iOS als Gedächtnisstütze anfertigen.

Einen von Ihnen in Audacity aufgezogenen Markierungsrahmen vergrößern und verkleinern Sie. Das ist praktisch, wenn Sie ihn nicht von vorn setzen möchten. Hierzu halten Sie die Umschalt- oder Strg-Taste gedrückt und klicken links oder rechts auf jene Position, zu der hin Sie die Markierung verbreitern oder schrumpfen möchten. Alternativ hierzu klappt es, den Mauszeiger an den linken oder rechten Rand der Selektion zu bewegen: Sodann erscheint eine Hand mit zeigendem Finger, per gedrückter Maustaste verkleinern oder vergrößern Sie jetzt die Markierung.

Leider sind keine Mehrfach-Markierungen möglich, so wie beim Audacity-Konkurrenten "

": Hier halten Sie die Strg-Taste gedrückt, während Sie an einer anderen Stelle klicken und dort zusätzlich zu einer schon vorhandenen Auswahl eine weitere aufziehen. Alle wichtigen Infos zum auf Geschwindigkeit getrimmten Programm finden Sie hier: "

".

Einige von Textverarbeitungen bekannte Tastenkombinationen funktionieren auch bei Audacity: Mit Strg-A markieren Sie alles, Strg-C dient dem Kopieren und Strg-V dem Einfügen. Strg-Z macht die vorige Aktion rückgängig, Strg-Y revidiert Strg-Z. Soll eine interessante Sequenz den Zuhörer mehrfach hintereinander erheitern, markieren Sie diesen Audioteil und drücken Strg-C. Klicken Sie dort, wo Sie den Part hinhaben möchten. Dann betätigen Sie Strg-V.

Das wiederholen Sie beliebig oft. Nach Gusto löschen Sie auch mit Strg-A und [Entf] alles und fügen das zuvor mit Strg-C Kopierte via Strg-V etliche Male ein, sodass dieser Inhalt das ausschließliche Fundament in Ihrem Audioprojekt bildet. Vergessen Sie die Mausklicks vor dem Drücken von Strg-V nicht.

Mit Strg-A und [Entf] jeglichen Inhalt zu löschen, bietet sich vor allem bei Aufnahmen mithilfe von Audacity an: Haben Sie sich (grob) versprochen, verwerfen Sie auf diese Weise alles und beginnen dann von vorn. Beachten Sie aber, dass Perfektion oftmals gar nicht erwünscht ist: Das gilt aufseiten von YouTube-Zuschauern. Laden Sie auf Googles Video-Plattform Material hoch, erwartet niemand, dass Sie durchgehend perfekt sprechen. Auch eine übermäßige Bearbeitung, um etwa eine stellenweise nicht optimale Grammatik zu korrigieren, wirkt unnatürlich. Sprechfehler sind selbst bei Profis menschlich und bedeuten nicht zwingend eine untragbare Qualität. Sie sollten als Audio-Cutter aus Gründen der Zeitersparnis, aber auch im Hinblick auf Ihre Authentizität nicht dem Perfektionswahn verfallen.

Zum Erhöhen der Lautstärke von Audio markieren Sie eine Sequenz und gehen oben auf "Effekt > Lautstärke und Kompression > Verstärken". Vor einem Update von Audacity lautete die Klickfolge "Effekt > Verstärken". In einem aufpoppenden Dialog stellen Sie nun die Verstärkung ein. Es sollte für größtmöglichen Anpassungsfreiraum ein Häkchen vor "Übersteuerungen erlauben" gesetzt sein. Mit "Anwenden" bestätigen Sie.

Mit dem

(WMP) oder mit dem Alleskönner-Player "VLC" spielen Sie solche in der Folge von Audacity erzeugten Dateien ab. Auch ist ein Vorab-Anhören im Verstärken-Dialog möglich, zudem nach einer Bestätigung auch im Audacity-Hauptfenster (bevor es also an das Encodieren geht, sprich an das Anfertigen einer schlüsselfertigen Datei für WMP oder VLC).

Möchten Sie Ihre Stimme beispielsweise besonders tief klingen lassen, gehen Sie vor, wie im Artikel "

" beschrieben.

Weitere interessante Effekte in der Menüleisten-Sektion "Effekt" sind "Echo", "Hall", "Geschwindigkeit ändern", "Rückwärts" und "Stille kürzen". Letzteres bewirkt, dass Audacity Sprechpausen, in denen nichts zu hören ist, eliminiert und somit Stimmenanteile aneinanderrückt. Die Gesamtlänge reduziert sich dadurch.

Haben Sie mit geeigneter Aufnahmesoftware wie dem "TalkHelper Call Recorder for Skype" etwa ein Telefongespräch (mit der Genehmigung Ihres Gegenübers) mitgeschnitten und je nach Anwendungs-Einstellung dabei in Stereo aufgezeichnet, ermöglicht es Ihnen Audacity bei den resultierenden MP3-Dateien, die Sprecheinlagen der zwei Konversationspartner separat zu bearbeiten. Auf Wunsch ändern Sie dabei die Tonhöhe nur bei einer Person. Das Vorgehen entnehmen Sie unserem

.

Zwei Audiodateien zu einem File zusammenzufügen, ist schnell erledigt: Importieren Sie die Elemente per Drag & Drop. Jede Datei bekommt eine eigene Spur und somit eine eigene Zeile zugewiesen. Markieren Sie die Sequenz der unteren Dateivisualisierung und schneiden Sie sie mit Strg-X aus. Klicken Sie an das Ende der oberen Dateivisualisierung, dort fügen Sie den Inhalt aus der Zwischenablage mit Strg-V ein. Am Ende speichern Sie via "Datei > Exportieren".

Alternativen: Auch etwa

(kostenlos) und

(Shareware) sind imstande, unterschiedliche Audio-Files zu einem Gesamtwerk zu verbinden.

Mit wenigen Klicks piepsen Sie in Audiodateien unerwünschte Stellen aus. Das ist zum Beispiel bei einem aufgezeichneten Interview notwendig, wenn Sie dieses online veröffentlichen möchten. Selbstverständlich sollte Ihnen zum Publizieren eine Genehmigung des Gesprächspartners vorliegen.

Finden sich brisante Aussagen, die sich die Zuhörer nicht zu Gemüte führen sollen, etwa da sie diffamierend, plump oder ungeschickt formuliert sind oder sie rechtlich auf unsicherem Boden stehen – der Rest des Inhalts erscheint Ihnen aber unbedenklich? Dann haben Sie die Wahl: Die betreffende Sequenz lässt sich herausschneiden, durch Stille ersetzen oder mit Piepsen verschleiern. Auf Letzteres gehen wir in einem

ein.

Piepsen ist gut, um Schimpfwörter zu entfernen. Stille bietet sich als Alternative an, falls Ihre Audiopodcast-Zuhörer oder YouTube-Zuschauer den Ton als unangenehm empfinden. Jedoch hat Stille etwas Unnatürliches an sich, so fehlt hierbei das "natürliche" Rauschen des Notebook-Lüfters, das bei computergenerierten MP3s schon mal mit in Aufnahmen landet; Stille ist steril anzuhören und sollte sparsam zum Einsatz kommen. Das Herausschneiden von Inhalten bietet sich an, wenn es längere Passagen wegzunehmen gilt – etwa, weil ein solcher Part inhaltlich und/oder in puncto Soundqualität untragbar ist und Sie den Aufwand scheuen, hier mit manuellem Editieren anzusetzen.

Das Speichern einer mit Audacity bearbeiteten Datei erfolgt über "Datei > Exportieren" und einen Klick auf den Eintrag des gewünschten Formats; entscheiden Sie sich etwa für "Als MP3 exportieren". Es stehen einige weitere Formate zur Verfügung, etwa WAV. Die Tastenkombination Strg-S dient nur pseudohaft dem Speichern: Damit erzeugen Sie keine Audiodatei, sondern ein Projekt-File, das im Wesentlichen lediglich Audacity einliest.

Letzteren Inhalt legen Sie nur auf NTFS-formatierten Laufwerken ab, nicht aber auf FAT16- und FAT32-formatierten Partitionen. Wie Sie das beheben und weitere Tipps zum Speichern mit Audacity verraten der Artikel "

" und unser

.

Summa summarum ist Audacity eine empfehlenswerte Software. Wenn sie einmal nicht funktioniert oder Sie die Oberfläche als spröde empfinden, ist es gut, Alternativen zu kennen. Die Gratis-Vollversion "

" ist eine solche: Die Suite setzt andere Funktionsschwerpunkte, beherrscht Basics wie das Reduzieren der Länge von Audiosequenzen aber ebenfalls. Die Bedienung erfolgt über moderne Kacheln im Windows-8-Stil.

Im schön anzusehenden iTunes-Design kommt die schon erwähnte Freeware "

" daher.

basiert auf Audacity und ist ein Fork.

Geht es Ihnen um den schnellen Schnitt von (nicht nur) MP3-Audio, eignet sich Abelssofts "

". Zum Aufnehmen von Soundkarten-Sound taugt zum Beispiel das Ashampoo Music Studio; brauchen Sie dessen üppigen Funktionsstock nicht, greifen Sie zum ausgegliederten Aufzeichnungsmodul in Form von

.

Letzteres Tool ist optisch moderner als der

, der ebenfalls mitschneidet und als Extra einen Audio-CD-Ripper mitbringt (altes Tool im macOS-Fensterbutton-Look, auch noch unter Windows 11 lauffähig).

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